Die Ausrüstung spielt eine eher untergeordnete Rolle. Wichtig ist der Fotograf. Oder ist nur der Topf entscheidend, dass dir dein Essen schmeckt? Du hast verschiedene Möglichkeiten, womit du unter Wasser deine Fotos machst. Je nachdem, was du machen möchtest, wie ambitioniert du bist und was dein Budget her gibt. Schließlich kannst du für eine Profiausrüstung auch den Wert eines Kleinwagens ausgeben.
Tipp 1: gut vorbereitet und sicher
Das Wichtigste ist, dass du dich unter Wasser wohl fühlst. Dabei ist es völlig egal ob du schnorchelst, frei tauchst, oder Pressluft atmest. Genieße die Unterwasserwelt und relaxe – Auch mit Kamera. Du kannst den Umgang zuerst im Pool oder dem heimischen Baggersee üben. Glaub mir, deine persönlichen Wasserratten im Schwimmen und Tauchen vor die Linse zu bekommen, kann anspruchsvoller sein als einen Feuerfisch im Riff! Unabhängig von deiner Kamera, tauche unbedingt mit Maske, sonst siehst du nix. Damit deine Tauchermaske nicht ständig beschlägt, reib vor dem Tauchen ein erbsengroßes Stück Zahnpasta auf die Innenseite der Gläser, lass es antrocknen und spül es sorgsam ab. Tauch zusätzlich vorher ohne Maske ab, um dein Gesicht zu kühlen, dann Maske drauf und du hast keinen Nebel vor den Augen.
Tipp 2: viel Licht
Entgegen meiner sonstigen Empfehlung morgens oder abends zu fotografieren, um das harte Mittagslicht zu umgehen, ist genau das wunderbar zur Unterwasserfotografie. Fotografiere mit offener Blende, um so viel Licht wie möglich einfangen zu können.
Tipp 3: nicht zu tief
Im flachen Wasser siehst du noch alle Farben, je tiefer du tauchst umso blauer erscheint dir alles. Beim Schnorcheln bis zu 1,5 Metern Tiefe bannst du die Farbenpracht allerdings noch problemlos aufs Bild. Zuerst schwindet das Rot deiner Bilder, danach das Gelb.
Tipp 4: nah ran
Um Unschärfe und Farbänderungen zu vermeiden, geh nah an dein Motiv ran! Ideal ist 1 Meter, bei kleinen Fischen, Krebsen, Korallen solltest du sogar noch näher heran. Da Guppies, wie auch Pottwale sich schnell bewegen können, solltest du die Kamera auf Autofokus einstellen. Am besten „mittenbezogen“. Den Bildschnitt kannst du, wenn du mit etwas „Fleisch“ fotografierst, auch in der Bildbearbeitung festlegen.
Tipp 5: ruhig bleiben
Damit die Tierwelt nicht direkt Reißaus vor dem planschenden Ungeheuer nimmt, bleib ruhig! Atme ruhig durch deinen Schnorchel. Schwimme langsam, sei nicht hektisch, schlag nicht auf die Wasseroberfläche. Wirbel mit Füßen oder Flossen nicht den Boden auf.
Tipp 6: blitzen
Wenn du tiefer tauchst oder dir eben einen trüben Tag ausgesucht hast, kommst du ums Blitzen nicht herum, damit du noch Farben im Bild hast. Beim Handy ist das oft nicht drin, genau wie bei Actioncams. Kompaktkameras stellst du auf „Erzwungener Blitz“. Und in der Premiumvariante der Spiegelreflex mit Gehäuse schließt du einen externen Blitz an. Achte beim Gehäusekauf darauf, dass das machbar ist. Den Blitz richtest du nicht direkt auf dein Motiv, sondern leicht nach außen, um die umgebenden Schwebteilchen nicht anzublitzen, was unweigerlich zu „Schnee“ führt.
Tipp 7: auf Augenhöhe oder darunter
Um die Unterwasserbewohner abzulichten, geh mit ihnen auf Augenhöhe. Auch das Fotografieren gegen die Wasseroberfläche bringt spannende Motive durch den charakteristische Farbverlauf von Dunkel- zu Hellblau. Einfallende Sonnenstrahlen bilden wunderschöne Strahlen zur Bildgestaltung.
Tipp 8: Ausrüstung checken, sauber halten, pflegen
Vor jedem Tauchgang musst du deine Kamera, deine Hülle oder dein Gehäuse überprüfen. Sind die Dichtungen alle intakt, ist Dreck z.B. Sandkörner dazwischen? Jeder Fremdkörper in der Dichtung kann zum Wassereinbruch führen und könnte einen Totalschaden deiner Kamera verursachen! Unbedingt prüfen.
Halte deine Linse sauber! Fingerabdrücke auf der Linse haben schon so manche Aufnahme versaut. Schau vorher, dass alles sauber und klar ist. Auch Wasserflecken auf der Hülle oder dem Gehäuse unbedingt mit einem Microfaser Tuch abwischen. Nach der Benutzung in chlor oder Salzwasser unbedingt alles mit klarem Wasser abspülen.
Bei kurzfristiger Aufbewahrung Gehäuse einen Spalt breit offen lagern, beim längeren Verstauen vorher Dichtungen entfernen und fetten!
Tipp 9: Bildbearbeitung
Ich hatte es dir ja schon gesagt, fotografiere im RAW-Format. Dieses magische Rohformat gibt dir unheimlichen Spielraum in der Nachbearbeitung. Rottöne wiederherstellen. Kontraste und Klarheit erhöhen. All das ist möglich und verhilft dir zu brillanten druckreifen Bildern.
Tipp 10: Spaß haben
Vergiss nicht bei aller Motivjagd die Unterwasserwelt zu bestaunen und es zu genießen!
Janins Unterwasserfotografie:
Ich fotografiere tatsächlich Menschen unter Wasser. Meine Freundinnen müssen dafür herhalten. Ich tauche mit meiner treuen Canon EOS 5d MK IV in einen Seafrogs Gehäuse. Das Besondere: ich tauche ohne Sauerstoffflasche. Neben meiner Kamera brauche ich zum Fotografieren eine Tauchermaske, einen Bleigurt zum Absinken und einen Neoprenanzug, damit ich nicht friere. Da ich apnea tauche, bleibe ich extrem ruhig und bewege mich nicht viel, so kann ich eine gute Minute unter Wasser bleiben und mich ganz entspannt aufs Fotografieren konzentrieren. Meine Models sind nicht so lang unter Wasser. Es reicht, 15 Sekunden abzutauchen. Über Wasser ausatmen (nicht ein!) zum Absinken, entspannt lächeln und im Augenblick versinken, sind die Geheimzutaten.
Ich tauche zuerst, dann folgt mein Model, mein Model post für wenige Sekunden und taucht zum Luftholen auf, danach wieder ab. Normalerweise 3 bis 4 Runden bis auch ich zum Atmen an die Oberfläche muss. Fließender Stoff, Meerjungfrauenflosse, Kleider, die Beinfreiheit erlauben sind meine bevorzugten Kostüme, dabei achte ich darauf, dass die Umgebung und Kleidung meinen Opfern angepasst ist. Mit starken Schwimmern tauche ich gern im See oder Meer ab, auch in größere Tiefen von bis zu 4 Metern. Wer nicht als Meerjungfrau geboren wurde, den fotografiere ich in Stehtiefe zur Sicherheit. Übrigens sind Meerjungfrauenflossen kein Spielzeug. Es ist super wichtig, damit umgehen zu können. Es gibt sogar spezielle Schwimmkurse, in denen du das lernen kannst. Und bitte keine hübsch aussehenden Billigflossen von Wish, Temu oder wie die Chinesen alle heißen kaufen… die können lebensgefährlich sein.